Wurzeln und Wege
Prolog: Das Erbe der Wanderschaft
Die Geschichte der Familie Diaz Suarez ist keine gewöhnliche Geschichte. Es war eine Saga von Mut, Hoffnung und der unstillbaren Sehnsucht nach einem besseren Leben. Sie begann in den wilden Landschaften Asturiens, wo die Berge bis zum Himmel ragten und das Meer seine ewige Melodie sang.
Auf der einen Seite der Atlantik, auf der anderen Seite Los Picos de Europa, eine Landschaft so schön wie der Garten Edens, aber ohne Perspektive.
Maria Araceli und Javier waren keine Menschen, die dem Schicksal wehrlos ausgeliefert waren. Sie waren Kämpfer, Überlebenskünstler, die aus den Trümmern des Krieges und der Armut ihre Träume webten. Das Spanien der Nachkriegszeit war kein Ort für große Hoffnungen. Die Felder waren karg, die Möglichkeiten begrenzt, und der Hunger war allgegenwärtig.
Sie trafen die Entscheidung, die viele in diesen Jahren trafen: Auswandern. Zuerst nach Frankreich, wo sie neun Jahre arbeiteten, schuften, sparten und hofften. Ihre Hände waren rau von der Arbeit, ihre Herzen erfüllt von der Vorstellung einer besseren Zukunft.
Frankreich war nur eine Zwischenstation. Beide spürten, es muss weitergehen. Die Vereinigten Staaten lockten mit dem Versprechen unbegrenzter Möglichkeiten, mit dem Glanz einer Freiheit, die sie in Europa nie gekannt hatten. Chicago wurde ihr neues Zuhause, eine Stadt der Gegensätze und unbegrenzten Chancen.
Tochter Montse zwischen zwei Welten
Maria Araceli und Javier hatten eine Tochter: Montse.
Montse wuchs auf als Kind von Immigranten, mit einem Fuß in Amerika und dem Herzen in Asturien. Die Geschichten ihrer Eltern von den grünen Hügeln, den alten Dörfern und den wilden Küsten Nordspaniens waren mehr als nur Erinnerungen - sie waren eine lebendige Verbindung zu ihren Wurzeln.
Jedes Jahr, wenn die Sommerferien begannen, reiste sie nach Asturien. Diese Reisen waren mehr nicht nur Urlaub - sie waren eine Heimkehr, ein Ritual der Verbundenheit, Balsam für die Seele.
Die Gerüche der heimischen Küche, das Lachen der Verwandten, die raue Schönheit der Landschaft - all das prägte ihre Identität.
Montse spürte die verbundenheit zu Spanien, zu Asturien.
Es war während eines dieser Sommertage in Pravia, bei einem der traditionellen Dorffeste, wo das Schicksal seine Hand ins Spiel brachte. Montse, jung und voller Lebensfreude, traf José Enrique. Er war charmant, mit einem Lächeln, das Geschichten zu erzählen schien, und Augen, die die Sehnsucht nach Weite verrieten.
Die Sommertage vergingen wie im Flug. Die Musik der Blaskapellen, der Duft von Fabada oder gegrilltem Fleisch, der Wein, der Lachen und Geschichten freisetzt - alles schien wie ein perfekter Augenblick, der nie enden sollte.
Aber die Realität holte sie ein. Montse musste zurück nach Chicago, zurück in die Welt ihrer Eltern. Doch die Verbindung zu José Enrique war zu stark, um einfach zu verblassen.
Die Liebe überwindet Grenzen
Briefe, Telefonate, zarte Bande über tausende Kilometer hinweg. José Enrique spürte, dass sein Platz nicht in dem kleinen asturischen Dorf war. Die Liebe war stärker als die Angst vor dem Unbekannten.
Er entschied sich auszuwandern, wie viele Menschen vor ihm. Chicago wurde sein neues Zuhause, Montse seine Zukunft. Sie heirateten, bauten sich eine Existenz auf, lebten den amerikanischen Traum.
1982 kam ihre Tochter Tanya zur Welt, sechs Jahre später Adrian - ein Kind zweier Welten, geboren in der Millionenmetropole Chicago, aber mit asturischem Blut in den Adern.
Die Rückkehr
Die Wurzeln rufen manchmal lauter als die Gegenwart. Nach Jahren in Amerika zog die Familie zurück nach Asturien.
Die Landschaft hatte sich verändert, aber die Seele blieb dieselbe - wild, stolz, ungebändigt.
Adrian wuchs auf zwischen den grünen Hügeln, den alten Steinhäusern und dem Rauschen des Atlantiks. Aber auch er spürte, dass Asturien ihm zu klein war. Die Weite, die Sehnsucht nach Ferne, sie war Teil seines Erbes.
Die Neue Wanderschaft
Deutschland wurde sein Ziel. Karlsruhe, eine Stadt am Rande des Schwarzwaldes, weit weg von Chicago, weit weg von Pravia. Aber näher an einem neuen Traum.
Hier in Karlsruhe lernte ich ihn kennen. In meiner Toro Tapasbar fand er das Stück Heimat, dass er in Karlsruhe suchte.
Hier in Karlsruhe kochte Adrian für uns sein lieblingsgericht: Fabada Asturiana.
Adrians Reise war die Fortsetzung einer jahrzehntelangen Familiengeschichte des Wanderns, des Hoffens, des Neuanfangens. Jeder Schritt war geprägt von den Geschichten seiner Vorfahren - Maria Araceli und Javier, Montse Javier Enrique, Großeltern und Eltern, alle hatten diesen Weg bereits beschritten.
Epilog: Die Odyssee geht weiter
Die Geschichte der Familie Diaz Suarez ist keine Ausnahme. Es ist die Geschichte von Millionen. Eine Geschichte von Mut, von Liebe, von der unstillbaren menschlichen Sehnsucht, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen.
Und Adrian? Er trägt all diese Geschichten in sich. In seinen Adern fließt das Blut von Wanderern, von Menschen, die nie aufgehört haben zu träumen.
Eine Saga der Migration, der Liebe und der unendlichen menschlichen Hoffnung.
Rechts: Adrian. Mitte: Mein Vati Francesco. Links: ich .-) |
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