Die Sonne stand tief am Horizont der bergigen Landschaft Asturiens, als Maria die alte, abgenutzte Schürze ihrer Großmutter umband. Der Duft von geräuchertem Speck und weißen Bohnen erfüllte bereits die kleine Küche in dem Steinhaus am Rande des Dorfes.
Die Fabada, ein besonders Gericht, ein Erbe, eine Erinnerung an Generationen von Bauern und Bergarbeitern, die in den rauen asturischen Bergen ihre Kraft aus dieser einfachen, aber nahrhaften Speise zogen. Eine Kalorienbombe, die nötig war, um den anstrengenden Arbeiten Gegenwehr zu bieten.
Jede Zutat erzählte eine Geschichte: die weißen dicken Bohnen, sorgfältig in den kargen Böden der Region angebaut, der Chorizo, Symbol der traditionellen Wurstherstellung, der Morcilla - blutige Wurst, die von Schlachtfesten im Winter stammte.
Marias Großmutter hatte ihr einst die Geheimnisse dieses Gerichts beigebracht. Früher war lesen und schreiben ein Luxus. Ein Privileg von wenigen. Man hatte kein Geld und keine Zeit, Schulen zu besuchen. Es ging in die Felder, um sich das Essen zu verdienen.
Die Fabada, entstanden im 19. Jahrhundert in den Bergdörfern Asturiens, war mehr als nur Nahrung - sie war Überlebenskunst. Arbeiter in den Kohlegruben und auf den kargen Feldern brauchten Kraft, und diese Bohnensuppe gab ihnen Energie für einen harten Tag.
Das Rezept war simpel, aber heilig: Weiße Fabada-Bohnen, eingeweicht über Nacht. Nicht die normalen Bohnen, die es überall gibt, sondern die leckeren großen Nierenförmige Bohnen, Chorizo und Morcilla, in Scheiben geschnitten. Speckwürfel, die Geschmack und Fülle versprachen. Knoblauch und Lorbeer, dezente Gewürze, die das Ganze umarmten. Dazu Weißbrot, wenn vorhanden.
Langsam, sehr langsam, ließ Maria alles in einem großen Tontopf köcheln. Einige Stunden würde es dauern, bis die Bohnen weich wurden, bis sich die Aromen vermischten - ein Ritual der Geduld und Liebe.
Als ihr Vater von der Arbeit nach Hause kam, würde er den Duft schon von weitem riechen. Ein Lächeln würde über sein müdes Gesicht huschen, eine Erinnerung an die Geschichten seiner Kindheit, an die Kraft dieser einfachen, aber so bedeutungsvollen Mahlzeit.
Die Fabada ist heute noch mehr als Essen. Sie ist Erinnerung. Sie ist Heimat.
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